Gegen das Vergessen
„Was suchen Sie hier?“ ist die erste Frage des deutschen Besatzungsoffiziers Wilm Hosenfeld an Wladyslaw Szpilman, einem aus einer jüdischen Familie stammender Pianist. Szpilman hatte sich in den letzten Monaten des Jahres 1944 in einer zerstörten Hausruine in Warschau versteckt. Die zweite Frage: „Was sind Sie von Beruf?“ brachte die Wendung. Es folgte die Anweisung auf dem im Haus stehenden Klavier etwas zu spielen. Szpilman spielte Chopins Nocturne 20. Dieses Spiel rettete sein Leben. Hosenfeld versteckte Szpilman, versorgte ihn mit Lebensmitteln und Kleidern.
Wladyslaw Szpilman überlebte den Krieg. 1946 schrieb er in sein Tagebuch“ „…. vielleicht ist jener Deutsche – der einzige Mensch in deutscher Uniform, dem ich begegnet bin – glücklich in seine Heimat zurückgekehrt …“.
Wilm Hosenfeld starb am 13. August 1952 in russischer Kriegsgefangenschaft.
Ein Preis der Erinnerungskultur
Erinnerungskultur im klassisch-festlichen Rahmen – am 03. April 2025 wurde der Hosenfeld-Szpilman-Preis an die polnische Stiftung Borrussia Olsztyn/ Allenstein vergeben im Zentralgebäude der Leuphana Universität in Lüneburg. Die Stiftung hält die multikulturelle Geschichte des ehemaligen Ostpreußens wach.
Die Stadt Lüneburg, die Museumsstiftung und die Universitätsgesellschaft, unterstützt vom Rotary Club Lüneburg (vertreten durch unseren 2. Vorsitzenden Dr. Ties Möckelmann), verleihen den Preis alle zwei Jahre. Ein Preis für Zivilcourage, Toleranz und Mitmenschlichkeit bei der Begegnung zweier Menschen in den Trümmern von Warschau im Zweiten Weltkrieg!
Weitere Infos hier: Lüne Blog; Lüneburg Aktuell; Hansestadt Lüneburg; Leuphana; LG heute

Der Laudator Dr. Axel Smend, Ehrenvorsitzender des Kuratoriums der Stiftung 20. Juli 1944 und Sohn des Lüneburgers Günther Smend, der dem militärischen Widerstand gegen Hitler angehörte, zitierte mit des „Unschuldigen Schuld“ die Holocaust überlebende Gerty Spies: „… wo er gelassen mit hängenden Armen schulterzuckend daneben steht, den Mantel zugeknöpft, die Zigarette angezündet und spricht: Da kann man nichts machen.“
Nach den Worten Smends entwickle die „Borrussia“ ein „respektables Gegengewicht zu den nationalistischen, rechtsradikalen und antisemitischen Aktivitäten im zunehmend polarisierten Europa“. Die Kulturgemeinschaft „Borussia“ wirkt seit Jahrzehnten als Non-governmental organization (NGO) in vorbildlicher Weise für die Erinnerungskultur. Sie bringt insbesondere junge Menschen aus Polen und Deutschland zusammen und fördert das Bewusstsein für Zivilcourage und Toleranz.
Kornelia Kurowska, Vorsitzende der Stiftung Borussia: „Wir fragen uns: Wie geht es weiter mit Europa? Wir bei der Borussia sind der Meinung: Wir brauchen mehr Mut. Mehr Empathie und Menschlichkeit.“

Alle Fotos in diesem Beitrag stammen von Jan-Rasmus Lippels von Frische Fotografie. Danke für die wunderbaren Fotos.